Gemeinsam für mehr digitale Souveränität

Individuelle Selbst­bestimmung durch institutionelle Verantwortung

Der Status Quo

Digitale Souveränität umfasst die Fähigkeiten, Rechte und Möglichkeiten von Menschen und Organisationen, um in der digitalen Welt selbstbestimmt und sicher zu agieren sowie das Digitale im gesellschaftlichen Interesse zu gestalten. Einige Geschäftsmodelle und Mechanismen stehen der digitalen Souveränität heutzutage allerdings entgegen.

Dies können algorithmische Besonderheiten wie gewollte oder unabsichtliche Diskriminierung durch Algorithmen und Filterblasen sowie Hass und Hetze in sozialen Netzwerken sein. Sie können sich aber auch auf die Interaktion zwischen Nutzenden und Plattformen beziehen: durch Informationsasymmetrie ergeben sich Einschränkungen der freien Entscheidung zugunsten oder gegen die Nutzung eines Dienstes. Beispiele hierfür sind unnötig komplexe Nutzungsbedingungen, Skaleneffekte und Dark Patterns. Auf Infrastruktur- und Hardwareebene erschweren Lock-In-Effekte, hohe Aufwände bei der Nutzung alternativer Systeme und fehlender Support für sogenannte Legacy-Systeme die freie und unabhängige Entscheidungsfindung.

Unsere Vision für 2030

2030 – die deutsche und europäische Digitalpolitik hat sich die digitale Souveränität ihrer Bürgerinnen und Bürger als übergeordnetes Ziel gesetzt, und das unabhängig von Faktoren wie Einkommen, Bildungsgrad, Geschlecht oder kulturellem Hintergrund.

Um das zu ermöglichen, müssen auch die an der Gestaltung der digitalen Welt maßgeblich beteiligten Unternehmen und Institutionen über entsprechende Kompetenz verfügen, einen Technologieeinsatz zu bewerten und neue Technologien zu entwickeln. Um Digitalisierung selbstbestimmt und effizient nutzen, entwickeln und vermarkten zu können, müssen wir also folgende Fragen beantworten: Welche konkreten Entwicklungs- und Herstellungskompetenzen benötigen unsere Organisationen, um in relevanten Technologiefeldern Vorreiterin zu sein? Über welche Prüf- und Veredelungskompetenzen müssen wir verfügen, um Technologien Dritter selbstbestimmt einsetzen zu können?

Zur Beantwortung dieser Fragen dient der interdisziplinär entwickelte und kontinuierlich aktualisierte Index digitaler Souveränität. Mit diesem Werkzeug ist es möglich, Handlungsfähigkeit im digitalen Raum zu messen und strategisch zu steuern: Bereits im Jahr 2017 wurde der Grundstein für diesen Index gelegt, ein Vorgehensmodell für eine partizipative Plattform zur interdisziplinären Erarbeitung priorisierter Handlungsempfehlungen dann 2021 entwickelt.

Der Index besteht im Wesentlichen aus zwei methodischen Elementen, die sich gegenseitig ergänzen und befruchten: (1) „Insights from Data“ (Datensammlung und Monitoring zu relevanten Technologiefeldern und Aufarbeitung zu Status quo und Entwicklungsperspektiven anhand definierter Bewertungsdimensionen) und (2) „Insights from Experts“ (themenspezifische Workshopreihen/ runde Tische zur Erarbeitung konkreter Handlungsempfehlungen unter Einbeziehung zivilgesellschaftlicher Organisationen). Das zugehörige Methodik- und Evaluationscockpit wird durch einen interdisziplinär besetzten Steuerkreis kontinuierlich weiterentwickelt.

Bürger*innen können sich jederzeit über den aktuellen Stand der Kennzahlen und der zugehörigen Quellen informieren und sich über verschiedene partizipative Formate an der Maßnahmenentwicklung beteiligen. Die mitzeichnenden Organisationen der Initiative Digitale Zivilgesellschaft 2021 stehen für die Vermittlung spezifischer Fachexpertise gerne bereit.

Unsere Forderungen an die Politik

  • Die Stärkung der digitalen Souveränität Deutschlands ist eine komplexe Zielsetzung – eine Gleichung mit vielen Unbekannten in einem sehr dynamischen Umfeld. Zwei Weichenstellungen ermöglichen eine effektive Navigation durch dieses unruhige Fahrwasser:

    • Die Bundesregierung beschließt und fördert die Entwicklung eines Index digitaler Souveränität, konkret:Die Bundesregierung verfasst gemeinsam mit einem runden Tisch, der paritätisch aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft besetzt ist, eine digitale Mission mit digitaler Souveränität als Leitprinzip.
    • Die Umsetzung der Digitalmission in den einzelnen Ressorts wird durch ein transparentes, messbares Monitoring eines Katalogs an Maßnahmen begleitet, die der digitalen Souveränität dienen.
  • Technologie: Privacy- und Security-by-design-Ansätze werden nicht nur als Grundlage unternehmerischen und staatlichen Handelns konsequent umgesetzt, sondern ergänzt und zu einem Sovereignty-by-Design-Prinzip weiterentwickelt. Das bedeutet eine klare Priorisierung des Dreiklangs aus Kompetenzentwicklung, Nachhaltigkeit/ Wiederverwendbarkeit und Gerechtigkeit gegenüber kurzfristigen Einzelinteressen.

Autorin

Luise Kranich, FZI Forschungszentrum Informatik.

Das FZI Forschungszentrum Informatik ist das führende unabhängige Institut für angewandte Spitzenforschung sowie Wissens- und Technologietransfer im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) mit Sitz in Karlsruhe und Außenstelle in Berlin. Als gemeinnützige und unabhängige Stiftung bürgerlichen Rechts wollen wir die Zukunft verantwortungsbewusst und zum Wohle der Gesellschaft mitgestalten. Als unabhängiger Treiber von IKT-Innovationen sind wir uns der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, die wir für die Gestaltung des digitalen Wandels tragen. Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe, unsere Haltungen zu wichtigen Forschungsthemen und den damit verbundenen, unter Umständen gesellschaftlich kontrovers diskutierten Aspekten im Sinne der Transparenz öffentlich darzulegen und zur Diskussion zu stellen.

Impressum

Angaben gemäß §5 TMG

Superrr Lab SL gGmbH
Oranienstraße 58a
10969 Berlin

Vertreten durch:
Julia Kloiber
Elisa Lindinger

Illustrationen:
Anna Niedhart

Registereintrag:
Eintragung im Handelsregister.
Registergericht: Berlin
Registernummer: HRB 207856 B


Die Initiative hat einen Rapid Response Grant der Schöpflin Stiftung erhalten, der für Webdesign und Grafik eingesetzt wurde.